Helsinkis Raritäten: Festungsanlagen aus dem ersten Weltkrieg

Patterimäki (“Battery Hill”) in Pajamäki
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In den Wäldern und Parks von Helsinki sind Dutzende von Festungsgemäuern aus dem Ersten Weltkrieg zu finden. Da hier nur wenige Gefechte stattfinden, sind sie überwiegend in gutem Zustand erhalten. Viele von ihnen sind mühelos zu erreichen – ein Abstecher lohnt sich.

Während des Ersten Weltkriegs wurden rund um Helsinki militärische Befestigungen angelegt, um die Stadt nach allen Seiten verteidigen zu können. Sie ergänzten die bereits vorhandenen Inselfestungen vor der Stadt und wurden in Anlehnung an den historischen Namen von Suomenlinna als „Landfront Viapori“ bezeichnet. Diese diente jedoch nicht nur dem Schutz von Helsinki: Finnland war zu jener Zeit Teil des russischen Zarenreichs und der Hauptzweck der Festungslinie lag darin, mögliche Angriffe deutscher Bodentruppen auf St. Petersburg zu vereiteln. Zudem erhöhte sie die Sicherheit der vor Helsinki stationierten russischen Ostseeflotte.

Die Festungsanlagen waren in den 1910er Jahren Finnlands größtes Bauprojekt und beschäftigten nicht nur Maurer aus ganz Finnland, sondern sogar chinesische Gastarbeiter. Bei der harten Arbeit unter miserablen Sicherheitsbedingungen kam es häufig zu schweren und sogar tödlichen Unfällen.

Von Kampfhandlungen blieb die Verteidigungslinie von Helsinki weitgehend verschont. Die gut erhaltenen Gemäuer stehen seit den siebziger Jahren unter Denkmalschutz und sind interessante Sehenswürdigkeiten. Militärgeschichtlich Interessierten empfehlen wir auch einen Abstecher nach Tallinn, wo die historischen Festungsanlagen ebenfalls besser erhalten sind als im hart umkämpften Mitteleuropa. 

Paloheinä

Besonders eindrucksvoll kommen die trutzigen Gemäuer im Park Nuotiopuisto im Vorort Paloheinä zur Geltung, wo sie in den Jahren 1997-2000 behutsam ausgegraben wurden und seither sorgfältige Pflege genießen. Die Anlage umfasst Schutzbunker, Artilleriestellungen, Scheinwerferstation, Beobachtungsposten und in den Fels gehauene, betonverstärkte Verbindungsgänge. Sie ist gut begehbar und informativ ausgeschildert. Auch für Kinder ein spannendes Ausflugsziel!

Wie komme ich hin?  Mit der Buslinie 63 vom Hauptbahnhof (Haltestelle Elielinaukio) in Richtung Paloheinä. An der Haltestelle Paloheinäntie aussteigen. Der Park beginnt hinter den Häusern auf der rechten Straßenseite.      

Pajamäki

Der Felshügel Patterimäki in Pajamäki ist rundum befestigt. Die Verbindungsgänge sind im Sommer zum Teil überwachsen und daher am besten im Frühjahr und Herbst begehbar. Mindestens einer der Schutzräume steht zur Besichtigung offen. Im Zeitraum von 1950-80 wurde ein Teil der Dächer weggesprengt, um Landstreicher fernzuhalten.

Seinen Namen verdankt der Hügel der Flugabwehrbatterie („patteri“), die im Zweiten Weltkrieg von hier aus Helsinki vor russischen Bombenangriffen schützte. Auf der Hügelkuppe sind heute noch die Schutzmauern der Flak zu sehen. Der später für seine homoerotischen Werke weltbekannt gewordene Künstler Tom of Finland war in den Kriegsjahren in Pajamäki stationiert. Am Fuß des Hügels befindet sich der Bahnhof von Pitäjänmäki. Hier, im sicheren Schutz der Flugabwehrkanone, stand der Eisenbahnwaggon, in dem die Regierungsverhandlungen von 1944 stattfanden

Wie komme ich hin?  Mit dem Nahverkehrszug A zum Bahnhof Pitäjänmäki. Von dort aus führt eine Brücke in südlicher Richtung direkt zum Fuß des Hügels.

The fortifications at Skatanniemi are close to the sea
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Skatanniemi

Skatanniemi befindet sich auf dem Festland, zählt aber zusammen mit den Inselfestungen vor der Küste zur Seefront Viapori. Die Festungsanlage befindet sich im Naherholungsgebiet Uutela, das auch wegen seiner Naturpfade und Grillplätze einen Ausflug wert ist. Sie wurde 1916 fertiggestellt und umfasst Lager- und Schutzräume sowie Platz für vier Geschütze zur Verteidigung des östlichen Seegebiets vor Helsinki. 

Im Gegensatz zu Skatanniemi sind die auf den Inseln gelagerten Stützpunkte des Seefestungsgürtels größtenteils weiterhin Sperrgebiet, die Festungsanlagen von Isosaari und Pihlajasaari dagegen stehen Besuchern offen.

Wie komme ich hin?  Mit der Metro bis zur Endstation Vuosaari, von dort aus mit der Buslinie 90 zur Haltestelle Aurinkotuulenkatu und zu Fuß die Straße Uutelantie entlang, von der nach etwa 2 km die Straße Skatanniementie nach rechts abzweigt und zur Festung führt..

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Mustavuori

Mustavuori in Vuosaari ist der östlichste Landstützpunkt des Befestigungsgürtels. Er ist das beste Beispiel für die Höhlenarchitektur der Viapori-Linie, obwohl er nie ganz fertiggestellt wurde. Es empfiehlt sich, einen sicheren Abstand zu den Wänden der Höhlen und Schützengräben zu wahren, da es vorkommen kann, dass sich größere Steinbrocken lösen. Aus Denkmalschutzgründen befinden sich auf dem Gelände keine Schutzzäune. 

Die künstliche Schlucht am Westrand von Mustavuori (Koordinaten: 60.237866, 25.138684) ist sehenswert, auch wenn ihre beiden Höhlen häufig unter Wasser stehen. Am höchsten Punkt des Hügels (Koordinaten: 60.235922, 25.142870) befindet sich eine weitere, von beiden Seiten zugängliche Höhle. Die Höhlen dienten zum Schutz von Mannschaft und Material.  

Die Verbindungsgänge rund um den Hügel sind leider nur schwer zugänglich. Über den Festungshügel führt ein befestigter Weg, über den schwere Geschütze in die Anlage transportiert wurden.

Wie komme ich hin?  Mit der Metro zur Endstation Mellunmäki und weiter mit dem Bus 818 bis zur Haltestelle Kallvikintie. Der Hügel auf der Ostseite der Straße ist Mustavuori (in Fahrtrichtung links, genaue Koordinatenangaben siehe oben).    

Munkkiniemi

Die Festungsanlagen der Viapori-Linie dienten auch als Artilleriestationen. Die Aufstellungsorte der Geschütze sind heute noch u.a. in Myllypuro und Koskela erkennbar, besonders gut jedoch im Gert-Skytte-Park im Stadtteil Munkkiniemi. Hier wurden 1916 zwei Plattformen für gewaltige Kanonen mit Reichweite von mehr als 25 km in den Fels gehauen. Keiner der Helsinkier Artilleriestandorte wurde komplett fertig gestellt, am weitesten gediehen die Bauarbeiten jedoch in Munkkiniemi. Unter den Geschützen wurden zwei Höhlen in den Fels gesprengt, die als Soldatenunterstand und Munitionslager dienten. Leider ist eine von ihnen eingestürzt und die andere geschlossen.

Die auf dem Felsen montierte Kanone stammt aus dem Zweiten Weltkrieg, als hier eine Flak-Einheit stationiert war.

Wie komme ich hin?  Mit der Straßenbahnlinie 4 zur Endstation Munkkiniemi und zu Fuß weiter entlang des Wegs Uimarinpolku in Richtung Süden bis zum staatlichen Gästehaus (Kalastajatorpantie 3). Hinter dem auffälligen weißen Gebäude erhebt sich zwischen Kalastajatorpantie und Kärkitie der Felsen mit der Artilleriestation. Sie ist nicht ausgeschildert, jedoch leicht zu finden.

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In den Wäldern und Parks von Helsinki sind Dutzende von Festungsgemäuern aus dem Ersten Weltkrieg zu finden. Da hier nur wenige Gefechte stattfinden, sind sie überwiegend in gutem Zustand erhalten. Viele von ihnen sind mühelos zu erreichen – ein Abstecher lohnt sich.