Helsinkis Jahresrhythmus: Winter

In Helsinki wird der weiße Winter stets mit Freude erwartet. Natürlich sind bei milderem Wetter zumindest die Golfer glücklich – und die Bären im Helsinkier Zoo, die den Winterschlaf so für eine Weile verschieben können. Das Fell der emsigen Eichhörnchen auf der Freizeitinsel Seurasaari nimmt unabhängig vom Wetter einen helleren Farbton an – ob nun Schnee fällt oder nicht.

Im Stadtzentrum verwandelt sich die Aleksanterinkatu in die offizielle Weihnachtsstraße der Stadt - mit hellen Lichtern und Weihnachtsbäumen, welche die Fassaden der historischen Gebäude schmücken. Die saisonale Schaufenstergestaltung im legendären Kaufhaus Stockmann begeistert die Passanten von Generation zu Generation immer wieder aufs Neue.

Nun fallen die ersten Schneeflocken in den verschiedensten Formen. Sie erreichen eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 1,2 Metern pro Sekunde und Fußspuren durch Parks sind in Sekundenschnelle wieder bedeckt. Jetzt trägt die Landschaft ihren schönen weißen Wintermantel - zumindest bis zum nächsten Nebel, Wind und Graupelschauer.

Der Unabhängigkeitstag beginnt offiziell am 6. Dezember um 9 Uhr, wenn eine riesige, 64 Quadratmeter große finnische Flagge - von der Größe eines passablen Appartements - auf dem Observatory Hill (Tähtitorninmäki) gehisst wird. Während die Sonne am Nachmittag allmählich untergeht, ziehen Studenten mit Fackeln über die ältesten Kopfsteinpflasterstraßen der Stadt in einer Parade zum Senatsplatz. Auf allen TV-Geräten wird nun der jährliche Ball im Präsidentenpalast übertragen. Die Straßen sind nach 18 Uhr wie leergefegt, da es sich die meisten Einheimischen drinnen gemütlich gemacht haben, um die Feierlichkeiten bequem von zu Hause aus zu verfolgen.

Am Tag der Heiligen Lucia, dem 13. Dezember, wird ein junges Mädchen mit einem Kerzenkranz gekrönt. Dann ist der Helsinkier Dom voll von zweisprachigen Einheimischen. Engelschöre bringen Licht ins Dunkel - ebenso wie der Lichttechniker am Kran vor dem Dom mit seinem Scheinwerfer. Am dunkelsten Tag des Jahres, dem 21. Dezember, erhält Helsinki genau 5 Stunden und 49 Minuten Tageslicht.

An den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr ist die Aleksanterinkatu wieder voll von shoppenden Menschen, die mit riesigen Papiertüten herumlaufen. Denn Einheimische wie Besucher wollen natürlich die nachweihnachtlichen Angebote nutzen.

Helsinki verabschiedet sich vom alten Jahr und läutet das neue mit einem Feuerwerk auf den großen Plätzen, den Hügeln und entlang der Küste ein. Die beeindruckendste Vorstellung kann man bei den offiziellen Silvesterfeierlichkeiten der Stadt erleben, die seit 1938 stattfinden. Aber auch in den ansonsten eher ruhigen Vororten werden ausgelassene Feste gefeiert.

Wenn die erste Frühlingssonne wieder scheint und das Meer fest zugefroren ist, machen sich die Einheimischen gerne auf den Weg nach draußen, um lange, entspannende Spaziergänge zu den abgelegenen Inseln zu unternehmen. Wer es etwas abenteuerlicher mag, begibt sich für eine Runde rasantes Eissegeln zur Altstadtbucht und zur Küste von Munkkiniemi, während andere in der Bucht von Töölönlahti ein wenig Eisfischen. Touristen, die in der Stadt unterwegs sind, amüsiert oftmals der Anblick eines Einheimischen, der mit einem blau-weißen Wollhut und einem Paar Skier in der Straßenbahn Nr. 10 steht, um in die Wälder des Keskuspuisto (Central Park) zu fahren.

Mehr über den Jahresrhythmus in Helsinki sowie weitere Tipps für urbane Entdecker erfahren Sie in Meijus Buch Olet tässä (Helsinki), das 2008 bei Avain erschien.